Hitzeaktionsplan
Heiße Tage im Tal: Barmen im Spannungsfeld urbaner Klimaanpassung
Wuppertals Tallage macht sich in heißen Sommern besonders bemerkbar in unseren Innenstädten – in Barmen staut sich die Wärme zwischen dichter Bebauung, während kühlere Luft aus den Höhenlagen nur begrenzt einfließt. Das begünstigt innerstädtische Hitzeinseln und erhöht die Belastung der Bevölkerung spürbar.
Warum gerade Barmen besonders hitzegefährdet ist
Wuppertal ist eine sogenannte „Bandstadt“, die sich durch eine dichte Abfolge von Siedlungskernen im Tal der Wupper kennzeichnen lässt. Diese Tallage bringt einige klimatische Nachteile mit sich. Die warme Luft staut sich insbesondere zwischen Gebäudeschluchten und steigt auf, während kühlere Luft vom Hochland ins Tal zufließt, aber bereits auf dem Weg nach unten stark aufgeheizt wird. Das Tal fungiert somit als eine Art „Hitzeglocke“ – ein Effekt, der in Barmen besonders intensiv spürbar ist.
Die Topografie der Stadt führt dazu, dass sich Wärme in den Tallagen sammelt. Zugleich prognostizieren Klimamodelle erhebliche Zunahmen von warmen Luftmassen bei Sommertagen über 25 °C und Hitzetagen über 30 °C.
Gegenüber 1971–2000 mit rund 27 Sommertagen pro Jahr muss Wuppertal bis 2031–2060 je nach Szenario mit 31–45 Sommertagen rechnen (+4 bis +18). Gegen Ende des Jahrhunderts sind im pessimistischen Szenario sogar bis zu 76 Sommertage möglich (nahezu Verdreifachung). Auch heiße Tage ≥ 30 °C nehmen deutlich zu (bis 28/ Jahr), Tropennächte könnten auf bis zu 20/ Jahr steigen.
Der Hitzeaktionsplan Wuppertal: Strukturierter Schutz für Stadtgesellschaft

Logo Hitzeaktionsplan Stadt Wuppertal
Seit März 2023 erarbeitet – unter breiter Beteiligung der Stadtgesellschaft und fachlich begleitet u. a. von GreenAdapt und GSF – wurde der Hitzeaktionsplan Wuppertal bis April 2025 politisch beraten und am XX vom Rat der Stadt Wuppertal beschlossen.
Er bündelt 57 Maßnahmen von Akut- bis Langfristmaßnahmen. Ziele sind u. a.:
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Vulnerable Gruppen schützen (Information, Prävention, Rückzugsorte),
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Hitzeschutzpläne in Pflege-, Betreuungs- und weiteren Einrichtungen,
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Überlastung von Gesundheitswesen/ Rettungsdienst vermeiden,
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Hitzeresilienz städtischer Liegenschaften steigern,
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Aufenthaltsqualität verbessern – etwa durch Schattenplätze, Trinkbrunnen und durchgrünte Bereiche – gerade in urban dicht bebauten Quartieren wie Barmen.
Die Erstellung des Plans wurde zu 100 % vom Land NRW (MUNV) gefördert.
Barmen konkret: Der Pop-up-Park Alter Markt als Hitzelinderung

Der neu gestaltete Pop-Up-Park auf dem Schwebebahnvorplatz Alter Markt. Foto: Stadt Wuppertal
Ein sichtbares Projekt mitten in Barmen ist der Pop‑up‑Park am Alten Markt.
Seit Sommer 2024 wird der ehemals untergenutzte Vorplatz an der Schwebebahn-Haltestelle Alter Markt als Lern- und Mitmachprojekt der Stadt, gemeinsam mit der TH Köln und dem Planungsbüro Studio Quack, Schritt für Schritt begrünt und qualifiziert: Es entstanden temporäre Hochbeete, zusätzliche Sitzgelegenheiten und Entsiegelung. Die Bepflanzung soll auch die Besucher*innen des Platzes vor Lärm und Feinstaub schützen. Die grüne Insel ist nicht nur Aufenthaltsort, sondern auch Forschungsfeld. In der „Woche der Klimaanpassung“ konnten Bürger*innen im Rahmen einer begleitenden Beteiligung mitgestalten.
Der Pop-up-Park bleibt bis zur Sanierung der Haltestelle im Jahr 2026 bestehen; ab 2027 ist eine dauerhafte Umgestaltung vorgesehen.
Naturbasierte Maßnahmen als Schlüsselstrategien
In Barmen setzen Experten -wie in der ganzen Stadt- auf naturbasierte Lösungen: begrüntes Bauen, Entsiegelung und Freiluftschneisen sind zentrale Elemente des Hitzeschutzkonzepts.
- Dach- und Fassadenbegrünung verbessern Luftqualität, speichern Feuchtigkeit und wirken kühlend.
- Entsiegelung ermöglicht Bodenatmung, Wasseraufnahme und neue Grünflächen.
- Freiluftschneisen (offene Korridore für Kaltluftzufuhr) sollen dem hitzestauenden Effekt im Tal entgegenwirken. Diese Frischluftschneisen sollen zukünftig von einer Bebauung freigehalten werden.
Politische Stimmen unterstreichen, dass Hitzeschutz auch soziale Gerechtigkeit bedeutet, insbesondere in benachteiligten Quartieren wie Barmen, in denen nicht allen Bewohner*innen ausreichend private Grün- und Erholungsflächen zur Verfügung stehen.
Ausblick und Zwischenfazit
Barmen steht exemplarisch für die stadtklimatischen Herausforderungen im Tal.
Gesundheitsschutz, Begrünung und bessere Aufenthaltsqualität werden systematisch vorangebracht – gemeinsam mit Verwaltung, Forschung und engagierten Bürger*innen. Der Hitzeaktionsplan sowie konkrete Projekten wie der Pop-up-Park, Begrünungsmaßnahmen im Rahmen der Erneuerung des Werth sowie Begrünungen, die über das Hof- und Fassadenprogramm finanziert werden können, leisten hierzu gute Beiträge.
Quelle und Foto: Stadt Wuppertal und eigene Recherchen






